Das lange ersehnte Derby zwischen den beiden Traditionsklub aus dem Kanton Zürich war eine sehr einseitige Angelegenheit. Die Winterthur Warriors schickten die Aufsteiger Zurich Renegades mit 32:0 aus dem ausverkauften Stadion Deutweg zurück nach Witikon.
Seit dem Abstieg der Zurich Renegades 2016 fehlte das grosse Zürcher Derby in der Schweizer Football-Landschaft. Umso mehr freute man sich in Winterthur, als den Renegades nach der Saison 2019 die Rückkehr in die oberste Liga gelang. Corona und der modifizierte Spielplan verhinderte 2020 ein erstes Aufeinandertreffen – gestern war es nun endlich soweit.
Extreme Temperaturen auf dem Deutweg
Beide Zürcher Teams waren heiss auf diese Begegnung, nicht nur wegen dem Wetter sondern auch weil es das Duell der Schweizer Quarterbacks sein würde. Sowohl in Winterthur als auch in Zürich setzt man auf den eigenen Nachwuchs. So wurde Richard Wartmann auf Seiten der Warriors über mehrere Jahre aufgebaut und ausgebildet um die Spielmacher-Position übernehmen zu können. Ebenso der Zürcher Steven Müller, der nebst den Juniorenjahren in Zürich mehrere Jahre College-Erfahrung in den USA sammeln konnte. Die Strategie mit Schweizer Quarterbacks zu spielen eröffnet grundsätzlich neue Möglichkeiten um sich auf anderen Positionen zu verstärken. Die Renegades verzichten aber mehrheitlich auf Imports, die Warriors fahren hier eine andere Strategie, jedoch konnte der verpflichtete Mexikaner noch nicht eingesetzt werden.
Warriors setzen Zürcher massiv unter Druck
In den sogenannten Powerrankings, welche durch Experten aus der Szene und Footballmedien erstellt werden, rangierten die beiden Zürcher Teams auf den letzten beiden Plätzen. Die Warriors wurden teilweise auch schwächer als die Renegades eingestuft – dies schien Anlass genug, um auf dem Platz für Klarheit zu sorgen. Nach erstem Abtasten auf dem Feld konnten die Warriors die ersten Punkte der Saison verbuchen: Die Zürcher standen an der eigenen 4-Yard Linie, der Quarterback erhielt den Ball, suchte sich eine Anspielstation aber bevor er überhaupt realisieren konnte was passiert, wurde er schon von Dario Kolb angegriffen, verlor den Ball und Ari Frey mit der Nr. 94 konnte sich zum Touchdown auf den freien Ball stürzen. Statt eines Safety gab es also direkt einen Touchown für die Warriors. Kurz vor dem ersten Seitenwechsel erreichten die Warriors wieder die 10-Yard-Linie der Renegades und Yannick Bünzli kickte ein Field Goal aus rund 20 Metern zur 9:0 Führung.
Die nächsten Punkte erzielten die Warriors im zweiten Viertel. Wartmann erhielt an der 15-Yard-Linie den Ball, sah sich gegnerischen Angriffen ausgesetzt, schüttelte zwei Angreifer ab und bediente Timo Hager mit einem punktgenauen Ball – Hager wartete bereits in der Endzone und erzielte den nächsten Touchdown für die Warriors: 16:0. Einige Minuten später war es Cédric Peter, der mit einem kurzen Lauf weitere Yards und vor allem Punkte auf seiner persönlichen Bilanz verbuchen durfte. Er erhöhte auf 23:0. Kurz vor der Halbzeit konnte sich auch Richard Wartmann mit einem Touchdown auf dem Matchblatt verewigen: 30:0.
Renegades im Pech
Die 30-Punkte-Führung zur Halbzeit war verdient. Jedoch gilt es zu beachten, dass die Renegades ihren Starting Quarterback Steven Müller sowie auch seinen Backup auswechseln mussten. Dies hatte mich Sicherheit den Gameplan der Zürcher durcheinandergebracht. In der zweiten Halbzeit drosselten die Warriors das Tempo, ob absichtlich oder nicht, jedenfalls brachten die Gastgeber keine weiteren Punkte mehr auf die Anzeigetafel. Es war symptomatisch für das Spiel der Renegades, dass die letzte Resultatveränderung durch einen Safety und weitere 2 Punkte zu Gunsten der Warriors ausgelöst wurde. Ähnlich wie beim ersten Defense-Touchdown standen die Renegades an der eigenen 5-Yard-Linie, der nominell dritte Quarterback bewegte sich rückwärts und wurde vom heranschiessenden Mike Wäspe hart zu Boden gebracht. Auch das Wegwerfen des Balles nützte nichts mehr: Safety zum 32:0 Schlussstand für die Warriors.
Historischer Sieg
Die Warriors konnten die Renegades erst einmal in der Vereinsgeschichte zu Null schlagen: Das war am 20. Mai 1990. Natürlich gab es auch danach wichtige Siege der Warriors, unvergessen das Finale um die Swiss Bowl am 15. Juli 2006, als die Warriors in Bern die Renegades mit 21:13 besiegen konnten. Die Warriors brauchten drei Anläufe im Final um endlich den Titel zu erringen. Im historischen Direktvergleich dürften die Renegades weiterhin vor den Warriors stehen. Die Warriors haben mit diesem ungefährdeten und verdienten Sieg den Grundstein für eine erfolgreiche Aufholjagd im Jahr 2021 gelegt.
Nächste Woche das Top-Spiel
Die nächste Prüfung der Warriors dürfte eine deutlich schwierigere Sache werden: Am kommenden Samstag, 26. Juni, sind die Calanda Broncos zu Gast auf dem Deutweg. Dieses Spiel wird zeigen, wie die souverän agierende Winterthurer Defense die Offense der Broncos in den Griff bekommen kann. Und dass die Offense auch gegen Gegner wie die Calanda Broncos punkten kann. Der öffentliche Vorverkauf für die wenigen Tickets startet voraussichtlich am Mittwochabend.
Winterthur Warriors vs Zurich Renegades: 32:0 (9:0 / 21:0 / 2:0 / 0:0)
Stadion Deutweg, 300 Zuschauer (ausverkauft)
Das ganze Spiel im Re-Live
Bilder: Sergio Brunetti