Das Spitzenspiel der Winterthur Warriors gegen die aktuellen Schweizermeister Calanda Broncos ging mit 26:27 verloren. Trotz der knappen Niederlage konnten die Warriors die Leistungen aus den vergangenen Spielen bestätigen und ihren Anspruch auf einen Playoffplatz unterstreichen. Die angekündigte “Bündner Jagd” geht somit in eine Verlängerung bis mindestens zum Rückspiel.
Die Calanda Broncos gelten seit Jahren als die Nr. 1 in der Schweiz. Sie dominieren die Liga und konnten kaum von einem Gegner ernsthaft in Bedrängnis gebracht werden. So verfügen sie mutmasslich über das grösste Budget aller Teams, beschäftigen einen hauptberuflichen Head Coach, europäische Imports und die reglementarisch zugelassenen amerikanischen Verstärkungen. Im zweiten Jahr in Folge vertrauen sie auf den unheimlich gefährlichen Quarterback Josh Dean aus den USA und verfügen auch über eigene Talente. Mit Lukas Lütscher verfügen die Bündner über den wahrscheinlich besten Receiver der Schweiz.
Die Warriors haben den besten Saisonstart seit vermutlich bald zehn Jahren, die stärkste Verteidigung der Schweiz und konnten bereits Lausanne, Zürich und Basel schlagen. Insbesondere der Shutout gegen die Gladiators überraschte die Football-Schweiz. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an das Spitzenspiel gegen die noch unbesiegten Calanda Broncos.
Die Gäste starteten mit einem schnellen ersten Drive ins Spiel. Quarterback Josh Dean überwand die Warriors Defense mühelos und erzielte auch den ersten Touchdown des Spiels. Wenige Minuten später erhöhten die Gäste mittels Field Goal auf 0:10. In früheren Jahren wäre das Winterthurer Team schockiert eingebrochen. Nicht aber 2016. Zuerst war es die Defense, die dank einer sehenswerten Interception durch Noah Tyson die Offense an der eigenen 5-Yard-Linie wieder zurück in Ballbesitz brachte – Tyson wiederholte exakt dieses Kunststück ein weiteres Mal ähnlich nahe zur Endzone im späteren Verlauf des Spiels. An der eigenen 5-Yard-Linie zu starten beinhaltet bei einem Gegner wie die Broncos es sind grosse Risiken. Trotz riesigem Druck schaffte es Warriors-Quarterback Evan Pittenger die Mannschaft aus dieser gefährlichen Situation zu befreien und viel Raumgewinn zu erzielen. Danach war es Moritz Boller, der kurz vor der Halbzeit die Anschlusspunkte zum 6:10 für die Warriors erzielen konnte. Nach der Pause punktete Nicolas Fürer, der ebenfalls mit einem Pass bedient werden konnte, was die Warriors zum 13:10 in Führung brachte. Die Broncos reagierten sofort und punkteten ihrerseits zum 13:17 per Touchdown und per Field Goal zum Zwischenstand von 13:20 nach drei Spielvierteln. Den Ausgleich zum 20:20 erzielte wieder Nicolas Fürer nach einem kurzen Pass von Quarterback Evan Pittenger. Die Broncos reagierten und erhöhten mittels Touchdown durch Lütscher auf 20:27.
Die Schlussphase war an Spannung kaum zu überbieten. Den Warriors blieben noch knapp zwei Minuten und die Broncos waren in Ballbesitz als Yves Rietmann dem Bündner Ballträger den Ball aus den Händen schlagen und der frei liegende Ball von Jonas Grünenfelder gesichert werden konnte. Angetrieben durch einen riesigen Fanaufmarsch aus beiden Lagern erhöhte Quarterback Pittenger das Tempo noch weiter und brachte die Warriors mit klugen und schnellen Pässen wieder in Richtung der Bündner Endzone. Mit einem Touchdown-Pass auf Patrik Weber konnte man den Rückstand auf 26:27 reduzieren. Mit einem Extrapunkt hätte man den Ausgleich erzielen und eine Verlängerung erzwingen können. Aber der Winterthurer Head Coach Harrington suchte die Vorentscheidung und liess für die 2-Point-Conversion aufstellen. Das hohe Risiko wurde dieses Mal nicht belohnt, der Pass in die Endzone konnte von den Bündner Verteidigern zu Boden geschlagen werden. So endete das spannende Spiel mit 26:27.
Die Warriors Offense kam zum ersten Mal richtig auf Touren. Es zahlt sich aus, über verschiedene Optionen, viele unterschiedliche Passempfänger und Ballträger zu verfügen. Die Winterthurer Receiver werden von Spiel zu Spiel ballsicherer und die Gegner dürften zunehmend Mühe mit den verschiedenen Spielvarianten der Warriors bekommen. Beide Mannschaften mussten auf viele Schlüsselspieler verzichten, die Ersatzleute füllten die entstandenen Lücken tadellos auf – diese Chance werden sie auch in den nächsten Spielen haben, denn es scheint, dass einige Spieler nicht genügend rasch wieder fit werden. Für die Zuschauer war diese Partie ein Leckerbissen, vielleicht sogar eines der besten Footballspiele der letzten Jahre. Man war sich einig: Beide Teams hätten den Sieg verdient, schlussendlich war es nur ein Punkt der die beiden voneinander trennte. Die Warriors und die Broncos präsentierten ein hochklassiges und faires Spiel zwischen zwei Schweizer Topmannschaften und machten damit beste Werbung für American Football.
Winterthur Warriors vs. Calanda Broncos 26:27 (0:10 / 6:0 / 7:10 / 13:7) TD: 4:3
Sportplatz Deutweg, 650 Zuschauer